Guido Thierfelder verzichtete in der Lausitz aufs Podium
Mit zwei vierten Plätzen fuhr der Troisdorfer Rennfahrer taktisch und baute sein Handicap-Gewicht ab
Klettwitz - Seit das Zusatzgewicht für Top-Platzierungen in diversen Motorsportserien eingeführt wurde, wird darüber diskutiert, ob dieses Handicap sinnvoll und vor allem gerecht ist. Die Organisatoren pochen darauf, dass auf diesem Wege die all zu schnellen Piloten ein wenig eingebremst und damit die Rennen spannender gemacht werden, während die Teams und Fahrer selbst natürlich wenig Verständnis dafür aufbringen, wenn sie als Dank für ihre erfolgreiche Arbeit sogar noch bestraft werden.
In der ADAC Procar traf dieses Schicksal in der Saison 2012 bisher jedes Mal den Peugeot 207 Sport des Troisdorfers Guido Thierfelder. Mit seinem von ETH Tuning aus Oberlar vorbereiteten Tourenwagen dominierte der 41-jährige Kfz-Mechaniker die 1600er-Klasse fast nach Belieben und gewann nicht weniger als neun der zurückliegenden zehn Rennen. Um so mehr wunderten sich die Procar-Fans am vergangenen Wochenende, als Thierfelder auf dem EuroSpeedway Lausitz in den beiden Läufen über je 20 Minuten nur als Vierter über den Zielstrich fuhr. Doch der Routinier hatte weder das Fahren verlernt noch spielte ihm diesmal die Technik einen Streich. Stattdessen fuhr der ETH-Pilot mit Blick auf die Meisterschaft ein taktisches Rennen.
„Ich schleppe schon die gesamte Saison 30 Kilo Blei als Ballast in meinem Peugeot mit mir herum“, erklärte der gebürtige Siegburger. „Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, in der Lausitz auf einen Podiumsplatz zu verzichten, damit ich dieses Handicapgewicht endlich wieder loswerde. Jetzt steht als nächstes Mitte September unser Heimspiel auf dem Nürburgring an, wo uns immer viele Freunde und Sponsoren besuchen. Dort will ich richtig angreifen, zwei möglichst gute Rennen zeigen und am liebsten schon vorzeitig den Titel nach Hause holen.“
Tatsächlich kommt es gerade auf dem Grand Prix-Kurs in der Eifel ganz besonders darauf an, möglichst spät bremsen zu können und nach der Dunlop-Kehre, dem tiefsten Punkt der Strecke, möglichst viel Geschwindigkeit mit in die anschließende Bergauf-Passage mitzunehmen. Anders als bei einem Serien-Pkw spielt da bei den relativ leistungsschwachen Rennwagen der Procar-Division zwei jedes Kilo eine große Rolle. Das weiß auch Teamchef Ernst Thierfelder, der als einer der wenigen im Starterfeld seine Motoren und Getriebe immer noch selbst aufbaut und wartet. „Wir sind in diesem Jahr etwas vom Reglement benachteiligt, denn man hat die Drehzahl der 1600er-Motoren zu Beginn der Saison 2012 auf 8200 U/Min. begrenzt, während unser Peugeot 207 früher bis fast 9000 Touren gedreht hat. Die kleinen Motoren holen aber hauptsächlich über die Drehzahl ihre Leistung!“
Nun also nimmt ETH Tuning vor heimischem Publikum das Unternehmen Meisterschaft in Angriff und die Chancen stehen alles andere als schlecht. Bei noch vier Saisonläufen und damit maximal 40 zu vergebenden Punkten führt Guido Thierfelder seine Klasse mit 106 Punkten an, während Titelverteidiger Nils Mierschke als nächster Verfolger mit 75 Zählern notiert wird und bereits 31 Punkte Rückstand hat. Rein rechnerisch genügen dem Oberlarer auf dem Nürburgring zwei weitere vierte Plätze, um sich schon vor dem Finale in Hockenheim als neuer Champion feiern lassen zu können.
Aktuelle Fotos von den Rennen der ADAC Procar findet ihr immer - schön nach Fahrern sortiert - unter www.motorracepics.de !!!