24 Stunden-Rennen von Le Mans 2012

Gelungenes Comeback – Rockenfeller in Le Mans wieder auf dem Podium

Seinen schweren Unfall aus 2011 hat der Niederbieberer Rennfahrer längst abgehakt

Sie waren diesmal zwar nicht die Schnellsten auf der Rennstrecke, aber mit Konstanz, einer fehlerfreien Leistung und der Präzision vergleichbar dem Schweizer Uhrwerk, welches sie am Sonntag Nachmittag auf dem Siegerpodest als Belohnung zusätzlich zu ihrer Trophäe überreicht bekamen, setzte sich das Audi-Trio mit der Startnummer vier am Ende erfolgreich gegen die versammelte internationale Konkurrenz durch. Mike Rockenfeller aus Neuwied-Niederbieber, der Brite Oliver Jarvis und der Italiener Marco Bonanomi fuhren bei den diesjährigen 24 Stunden von Le Mans mit ihrem Audi R18 TDI ultra als hervorragende Dritte über die Ziellinie und wurden damit sozusagen „Best of the rest“. Denn nur die beiden hybridangetriebenen Audi R18 e-tron Quattro des Ingolstädter Herstellers waren bei der 80. Auflage des bedeutendsten Langstreckenrennens in Europa noch schneller unterwegs und markierten damit einen weiteren historischen Erfolg für Audi in der langen Historie von Le Mans.

"Um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich froh, dass wir es in Le Mans aufs Podest geschafft haben. Das war unser Minimal-Ziel“, sagte Rockenfeller am Abend nach dem Rennen. „Um ganz vorne mitzukämpfen, waren wir über weite Teile des Rennens nicht schnell genug. Dennoch Danke an das Team und meine beiden Mitstreiter, wir haben das Beste daraus gemacht und uns keine Fehler geleistet. Glückwunsch an die drei anderen Audi-Teams, die einen unglaublichen Speed hatten. Ich denke, wir haben einen tollen Tag für Audi erlebt, den wir heute feiern dürfen."

Audi hat mit dem ersten Gesamtsieg eines hybridangetriebenen Autos in Le Mans wieder einmal Geschichte geschrieben, allerdings bei der Vorbereitung auf das prestigeträchtige Sportwagenrennen auch praktisch nichts dem Zufall überlassen und erstmals an der Sarthe gleich vier Fahrzeuge in das Rennen zweimal rund um die Uhr geschickt. Wie im Jahr 2002, als man mit dem damals völlig neuen TSFI-Motor mit Benzin-Direkteinspritzung premierte und in 2006, als dem Team um Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich erste Gesamtsieg eines Turbodiesel gelang, wollte Audi auch diesmal wieder mit einer neuen Technologie auf sich aufmerksam machen. Die Ehre, mit dem brandneuen Hybrid-Sportwagen R18 „e-tron Quattro“ antreten zu dürfen, wurde jedoch nur den Vorjahressiegern Marcel Fässler (Schweiz), Benoît Tréluyer aus Frankreich sowie dem Duisburger André Lotterer sowie den Le Mans-Legenden Dindo Capello (Italien), Tom Kristensen (Dänemark) und Allan McNish (Großbritannien) zuteil. Mike Rockenfeller und seine Partner dagegen teilten sich ebenso wie der Spanier Marc Gené und die beiden Franzosen Romain Dumas und Loïc Duval einen der beiden konventionell - das heißt heckgetriebenen - Audi R18 TDI, der aufgrund seiner Leichtbauweise den Zusatznamen „ultra“ bekam.

Für viele Fans, welche die Highspeed-Jagd auf dem ca. 13,8 km langen und extrem schnellen Kurs im französischen Département Sarthe live oder vor den Bildschirmen verfolgten, wurden am vergangenen Wochenende unangenehme Erinnerungen aus dem Vorjahr wieder wach. Bereits in der Anfangsphase überstand damals Allan McNish einen spektakulären Unfall praktisch unverletzt und später in der Nacht traf das gleiche Schicksal auch Mike Rockenfeller. Der Niederbieberer, der nach seinem Sieg in 2010 das Unternehmen Titelverteidigung in Angriff nehmen wollte, wurde bei einem routinemäßigen Überrundungsmanöver von dem Piloten eines langsameren GT-Sportwagens übersehen, die beiden Fahrzeuge berührten sich und Rockenfeller schlug mit mehr als 300 km/h in die Leitplanken ein. Wie durch ein Wunder erlitt der gebürtige Neuwieder bei dem Horror-Crash nur Prellungen und Schnittwunden, die für den Audi-Werkspiloten lediglich eine dreiwöchige Zwangspause im Motorsport bedeuteten.

„Natürlich bin ich in den Wochen nach dem Unfall und auch jetzt ein Jahr später sehr oft gefragt worden, wie ich damit umgehe und ob sich für mich seitdem etwas verändert hat“, so der 28-jährige Kfz-Mechaniker. „Aber dem ist nicht so, da ist nichts zurückgeblieben. Zum einen habe ich an den Unfall von damals nur eine vage Erinnerung und zum anderen bin ich mir der Tatsache bewusst, das so etwas in unserem Sport immer einmal passieren kann. Fakt ist, dass unsere Autos heute sowohl in der DTM wie auch in der Sportwagen-WM einen Sicherheitsstandard erreicht haben, der absolut vorbildlich ist. Um das Rest-Risiko bei so einer Großveranstaltung wie Le Mans oder auch den 24 Stunden am Nürburgring zu minimieren, ist es allerdings extrem wichtig, auf die Qualität der Amateurrennfahrer zu achten. Anders als vielleicht noch vor 20 Jahren kommen wir Profis heute ja auch nicht mehr an die Strecke, setzen uns ins Auto und fahren los, sondern bereiten uns das ganze Jahr über intensiv auf unsere Einsätze vor. Darüber hinaus sind wir von Beginn an auch in die Entwicklung unserer Fahrzeuge eingebunden und wissen, was diese in puncto Sicherheit leisten können. Deshalb habe ich vollstes Vertrauen in die Marke Audi und freue mich auf jedes Rennen, bei dem ich mein Auto am absoluten Limit bewegen kann!“

Das Vertrauen beruht offensichtlich auf Gegenseitigkeit, denn der Niederbieberer ist der einzige Pilot im Fahrerkader von Audi, den man neben seinem Engagement in den Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) auch ins Aufgebot für Le Mans mit aufgenommen hat. Da die Ingolstädter bei den folgenden Rennen der FIA Sportwagen-Weltmeisterschaft aber weniger Fahrzeuge einsetzen werden, kann sich Rockenfeller jetzt wieder ganz auf den Tourenwagensport konzentrieren. Am ersten Juli-Wochenende steht auf dem Nürnberger Norisring der fünfte von zehn Wertungsläufen der DTM auf dem Programm und „Rocky“ wird auch hier wieder alles geben, um im Kampf um den Titel ein Wörtchen mitzureden.

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