Rockenfeller „nur“ Zweiter beim DTM-Rennen in Zandvoort
Unfälle und Wetterkapriolen kosteten den Niederbieberer Audi-Fahrer einen möglichen Sieg
Zandvoort - „The second is the first loser (Der Zweite ist der erste Verlierer)“, so heißt ein altes Sprichwort im Motorsport und mit genau diesem Gedanken im Kopf mag auch Mike Rockenfeller am Sonntag Nachmittag nach dem achten Saisonlauf der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) aus seinem grüngelben Audi A5 DTM geklettert sein. Mit versteinerter Mine stellte der Niederbieberer sich nach dem obligatorischen Wiegen neben seinen italienischen Markenkollegen Edoardo Mortara auf die zweite Stufe des Siegerpodestes und so rechte Freude wollte auch bei der anschließenden Sektdusche nicht aufkommen.
„Wenn man zwei Drittel des Rennens dominiert hat, dann kann man mit Platz zwei nicht zufrieden sein“, erklärte der 28-Jährige hinterher den Medienvertretern. „Ich hatte einen perfekten Start und konnte mich gleich zu Beginn ein gutes Stück von der Verfolgergruppe absetzen. Doch die beiden durch Rennunfälle ausgelösten Safetycar-Phasen haben meinen Vorsprung jedes Mal wieder zunichte gemacht.“ Rockenfeller hatte dennoch alles im Griff und dominierte das Rennen im Circuit Park Zandvoort beinahe mühelos. Doch etwa zwölf Runden vor Schluss setzte wie so oft an diesem Wochenende plötzlich Regen an der holländischen Nordseeküste ein, welcher das 4,307 km lange Asphaltband des Dünenkurses in eine unberechenbare Rutschbahn verwandelte.
Der komfortable Vorsprung von mehr als drei Sekunden auf Mortara schmolz im Zeitraffer-Tempo dahin und in der 32. Runde quetschte sich der Italiener in seinem schwarzen Rosberg-Audi A5 beim Anbremsen der Tarzan Bocht mit einem grenzwertigen Manöver, welches auch Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich den Atem anhalten ließ, innen neben den Phoenix-Piloten. Die beiden Ingolstädter Tourenwagen berührten sich mehrmals, wobei Rockenfeller auf den schmutzigen Teil der Strecke gedrängt wurde. Mortara schlüpfte innen durch und verteidigte anschließend seine Führung gegen Rockenfeller sowie den drittplatzierten Abt-Audi-Piloten Mattias Ekström (Schweden) bis ins Ziel. „Als es noch einmal anfing zu regnen, war ich etwas zu vorsichtig und ‚Edo’ hat das ausgenutzt“, gab sich der gelernte Kfz-Mechaniker selbstkritisch. „Er konnte als Zweiter etwas mehr Risiko eingehen. Nachher war ich bei trockenen Bedingungen etwas schneller, aber es hat nicht ausgereicht, ihn wieder zu überholen."
Das Rennergebnis beweist, dass Audi auch in diesem Jahr den aerodynamisch am besten funktionierenden Tourenwagen gebaut hat. Schon im Zeittraining hatte die Marke mit den vier Ringen die Konkurrenz von BMW und Mercedes recht alt aussehen lassen und gleich fünf ihrer A5-Coupés auf die ersten Startplätze gestellt. Aber es zeigte sich auch, dass in der DTM-Saison 2012, in der nach dem Wegfall der ehemaligen „Jahreswagen“ alle Teams mit dem gleichen Material antreten, ein erbitterter interner Kampf der drei Teams Phoenix, Rosberg und Abt Sportsline um die Vormachtstellung im Hause Audi Sport eingesetzt hat. Mike Rockenfeller bekam dies in Zandvoort deutlich zu spüren.
Die Fans der DTM dürfen sich jetzt auf ein spannendes Finale freuen, denn die Spitze der Fahrerwertung ist drei Rennen vor Schluss dichter zusammengerückt. Mit 109 Punkten führt der Brite Gary Paffett die Meisterschaft noch immer vor seinem Markenkollegen und Landsmann Jamie Green (93) an, dahinter folgen Bruno Spengler (Kanada) im bestplatzierten BMW M3 mit 91 Zählern und Edoardo Mortara (74), der sich nach seinem Sieg auf den vierten Rang nach vorne schieben konnte. Aber auch Mike Rockenfeller dürfte sich mit den 18 Punkten für seinen zweiten Platz in Zandvoort trösten und kann mit aktuell 67 Zählern durchaus noch ein Wörtchen im Kampf um den begehrten Titel mitreden. Die nächste Chance dazu hat der gebürtige Neuwieder bereits in drei Wochen in der Motorsportarena Oschersleben. Den anspruchsvollen Kurs in der Magdeburger Börde hat „Rocky“ in bester Erinnerung, denn 2007 gelang ihm in seinem erst zweiten DTM-Rennen dort bereits der Sprung auf das Podium.